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Unsere Heimatreise 2019 - ein Bericht von Hermann Welk

Kaum war die Busreise des Heimatkreises Saatzig bekannt, da hatte unser recht aktive Bruno Maas schon so viel Anmeldungen beisammen, dass er damit die Hälfte des Busses aus seinem Einzugsbereich Mölln, Ratzeburg und Umgebung füllen konnte. Um es kurz zu machen,  waren ohne viel Werbung so viel Heimatinteressierte zusammen gekommen, dass sogar ein größerer Bus angemietet werden musste. Das führte andererseits aber auch dazu, dass die angemessene Un­terbringung in unserer geliebten Heimat auf Schwierigkeiten stieß. Schließlich sind die Hotels in Stargard und im Kreisgebiet auf kleinere Gruppen ausgerichtet; sie müssen ja das ganze Jahr über einigermaßen belegt werden, um existieren zu können. Nun zur Fahrt.


Wir starteten am 21. Juni 2019 um 7:00 Uhr vom Skandinavienpark in Handewitt, wohin des Bus der Firma Becker Tours aus Tostedt (mit einem  Fahrgast) rechtzeitig gekommen war. Dort stiegen  fünf Fahrgäste ein. Die nächsten Haltestellen zur Aufnahme weiterer Heimatfreunde waren Schuby (fünf Personen), Parkplatz Autobahnabfahrt Büdelsdorf/Rendsburg (sieben Fahrgäste), Nortorf (fünf Zusteiger), Hamburg, ZOB (vier Heimatfreunde), Oststeinbek (drei Zusteiger), Ratzeburg (17 Personen) und Berlin (eine Person). Leider waren für den Zustieg in Ratzeburg zwei verschiedene Anschriften genannt worden, was zu Irritationen führte, die wir aber kurzfristig ausräumen konnten. Durch die hier eingetretene Verzögerung und Baustellen auf der Autobahn nach Berlin kamen wir hier etwas verspätet an, was die betagte Mitfahrerin aber trotz der Hitze mit Gelassenheit ertragen hatte. Gegen 19:00 Uhr kamen wir an unserem Zielort in Marienfließ, Pensionat Bielek, an. Zwei Reiseteilnehmer und unser Heimatkreis-Vorsitzender Horst Born waren direkt mit PKW angereist. Trotz der langen Fahrt war die Stimmung dank der Unterhaltung im Bus und der Verpflegung mit Bockwurst, Kaffee und Sekt recht gut. Das Abendessen im Hotel war – wie auch an den nächsten Tagen – durchaus in Ordnung. Nach dem Essen trennte sich die Gruppe. Da aus Platzmangel nicht alle Mitfahrer im Pensionat Bielek unterkommen konnten, bezogen neun Mitfahrer und der Busfah­rer in dem etwa fünf Kilometer entfernten Zisterzienserinnenkloster ihr Quartier.


Das Kloster wurde im Jahre 1248 durch den pommerschen Herzog Barnim I. zum Zwecke der Be­siedlung und Urbarmachung des neu erworbenen Stargarder Landes gegründet. Geschichtlich be­kannt wurde es durch Sidonia von Borcke, die 1619 der Hexerei bezichtigt und 1620 in Stettin ent­hauptet wurde. Trotz dieses Wissens fühlten wir dorthin verbannten ehrenamtlichen „Nonnen“ und „Mönche“ uns recht wohl, zumal wir von dem amtierenden Priester herzlich empfangen und mit den nötigen Getränken versehen wurden. Beschwerlich war nur, den Kontakt mit der Hauptgruppe im Pensinat Bielek zu halten; wir mussten abends mit PKW in unser Quartier gefahren werden, und das durch drei Fahrten mehr oder weniger früh. Die Gespräche untereinander auf der langen Bank in der Terrasse des Hotels kamen bislang schwer in Gang und mussten oft kurzzeitig beendet wer­den.


Am nächsten Tag, dem 22. Juni 2019, war vormittags eine Fahrt mit dem Bus durch den Heimat­kreis angesagt. Wir besuchten mehr oder weniger lang die Orte Stargard, Pansin, Brüsewitz, Freien­walde, Karkow, Nörenberg, Alt Storkow, Konstantinopel, Kremmin und Ball. Leider war der uns gesetzte Zeitrahmen sehr eng, so dass einige unserer Heimatfreunde nicht genügend Zeit für ihren Heimatort hatten, obgleich eine wesentliche Triebfeder für diese Reise die Besichtigung der alten Heimat war; wir mussten schließlich um 15 Uhr rechtzeitig zum großen Sommerfest in Jacobshagen  im Park am  See sein. Trotz der knapp bemessenen Zeit haben wir wieder bleibende Eindrücke von der  Entwicklung unserer Heimatdörfer gewonnen.


Dieses Sommerfest mit einer Feierstunde, gestaltet durch unsere langjährige Begleiterin und be­währte Dolmetscherin Teresa Knape sowie einer kurzen Ansprache unseres Vorsitzenden Horst Born, ist seit Jahren einer der Höhepunkte unserer Heimatreise. Hier kommen die „Daheimgeblie­benen“, die Mitglieder der Sozial-Kulturtellen Gesellschaften aus Stargard und den Kreisen Arns­walde, Schneidemühl, Dramburg und Schivelbein, die „zeitweilig Zurückgekehrten“, nämlich unsere Reisegruppe, und die Organisatoren des Festes zusammen. Mit mehr als 120 fröhlichen Festteilnehmern verbringen wir bei Volksmusik, Tanz, Grillspezialitäten wie zum Beispiel die pom­mersche Lungwurst und Griebenschmalz, Kaffee und Kuchen, Bier, Softdrinks und – nicht zu ver­gessen – polnischem Wodka den Nachmittag bis zur Dämmerung. Sehr wesentlich und nicht zu ver­gessen sind die anregenden Gespräche aller Teilnehmer, wobei die in Pommern Verbliebenen jede sich bietende Gelegenheit nutzen, um ihre so geliebte deutsche Sprache, die sie viele Jahre nicht  sprechen durften,  mit unseren Reiseteilnehmern nutzen zu können. Aber auch wir nehmen von die­sem Treffen und den freundlichen Gesprächen viele neue und wertvolle Eindrücke aus unserer Hei­mat mit. Reich beschenkt mit diesem traditionellen Treffen danken wir insbesondere Teresa Knape und ihren Helfern.


Am dritten Tag unserer Reise war eine Fahrt an die Ostsee über Freienwalde, Daber Naugard, Pla­the, Greifenberg und Treptow an der Rega nach Fischerkaten geplant. Leider mussten wir viele Baustellen durchfahren, wodurch unser Zeitplan arg in Verzug geriet. Die Fahrt mit der Schmalspur­bahn von Fischerkaten nach Hoff konnten wir erst mit deren nächster Bahn etwa 90 Minuten später als vorgesehen durchführen. Danach gab es aus der Bordverpflegung eine kleine Mahlzeit um den Bus herum mit Bockwurst, Kaffee und einem Gläschen Sekt. Durch den Zeitverzug kamen wir nicht mehr zur Besichtigung der Kirchenruine von Hoff, einer einst im 13. Jahrhundert etwa zwei Kilometer von der Ostsee entfernt erbauten Kirche. Im Laufe der  Jahrhunderte holte sich die Ostsee das vorgelagerte Land. Jetzt ist nur noch der Südflügel dieser Kirche erhalten. Durch umfangreiche Sicherungsmaßnahmen versucht der polnische Staat diese historische Ruine auf dem etwa 30 m ho­hen Steilufer zu erhalten. Ein in die Ostsee hinein gebauter Steg auf Höhe der Ruine lässt einen guten Blick von allen  Seiten auf dieses Bauwerk zu. Nach Einnahme der Bordverpflegung fuhren wir dann weiter nach Horst, wo wir Gelegenheiten hatten, den Miniaturpark Ostseeküste zu besichtigen, in dem alle an der polnischen Ostseeküste vorhandenen, tätigen und abgeschalteten Leuchttürme in Miniaturgröße von etwa 1:30 unter fachkundiger Führung zu besichtigen. Danach bestand noch die Möglichkeit, eine Schmetterlingsausstellung und ein Wachsfigurenkabinett auf-zusuchen oder auch einen Blick auf die Ostseeküste zu riskieren, die in diesem Bereich wie auch an vielen anderen Ostsee-Badestränden reichlich durch Urlauber belegt war. Die Rückfahrt über eine schnellere Fahrtstrecke ohne Baustellen gestaltete sich einfach, so dass wir rechtzeitig zum Abendessen im Hotel eintrafen und danach Zeit zu geselligen Gesprächen hatten. Zudem wurden wird durch eine Musikgruppe mit Volksliedern und anderen musikalischen Darbietungen unterhalten.


Der nächste Tag führte uns nach Stettin. Nachdem wir bei bestem Wetter die Hakenterrasse erklom­men und einen Blick über diese Anlage mit den herrlichen Gebäuden sowie den Rundblick über den Hafen genossen hatten, bestiegen wir das Ausflugsschiff, das uns oderabwärts bis in den Damm­schen See und in das Oderhaff brachte. Auf dieser gut zweistündigen Fahrt konnten wir neben den umfangreichen Hafenanlagen einige Seeadler, mehrere Kormorane und verschiedene Wasservögel in ihrer Insellandschaft betrachten. Außerdem fuhren wir an einem Betonschiff vorbei. Dieses Schiff, gegen Ende des zweiten Weltkriegs erbaut, sollte als Frachtschiff dienen. Es wurde deswe­gen aus Beton um ein Stahlkorsett gebaut, weil es seinerzeit an dem sonst für Schiffe verwandten Eisen fehlte. Von Schiffen dieser Art sind nur wenige bebaut worden. Sie besaßen nicht die erwarte­ten Eigenschaften. Bis auf dieses im Dammschen See auf Grund liegende Betonschiff sind alle an­deren verloren gegangen. Wegen der geringen Wassertiefe ragt das verbliebene Schiff wenige Meter aus dem Wasser heraus.


Im Anschluss an die Schiffsreise besuchten wir die Kriegsgräberstätte in Glien, etwa 20 km südöst­lich von Stettin. Diese Kriegsgräberstätte wurde im Jahre 2000 ins Leben gerufen und im Jahre 2006 feierlich eingeweiht. Sie ist ausgelegt für etwa 30.000 Kriegstote. Mit der Einbettung in die­sem Jahr ruhen dort etwa 29.000 Soldaten und Zivilpersonen, die in den vergangenen 14 Jahren in dem Raum zwischen Oder und Weichsel sowie Ostsee und Warthe bei Straßen- und Hausbauarbei­ten sowie aus anderen Anlässen gefunden und in Glien zur letzten Ruhe beigesetzt wurden. In mehreren Registern sind die Personen namentlich aufgeführt, soweit sie identifiziert werden konnten, und ihre jetzige Grabstätte bezeichnet. Über die Anlage, ihre Entstehung und Betreuung berichtete vor Ort der Leiter des Friedhofes, Piotr Nic, der auch der ehrenamtliche Leiter der Sozialkulturellen Gesellschaft in Stargard ist und den wir zwei Tage vorher bei der Feier in Ja­cobshagen begrüßen durften.


Von Glien fuhren wir weiter zur Kreisstadt Pyritz. Hier hatten wir einen längeren Aufenthalt einge­plant, auch weil eine Reiseteilnehmerin ihren Geburtsort und Wohnhaus besuchen wollte. Leider mussten wir die Besichtigung von Pyritz nach einer kurzen Rundreise abbrechen, weil eine Erkrankung eine zügige Fahrt zwecks ärztlicher Behandlung erforderlich machte.


Den letzten Tag unseres Erlebnisaufenthalts in Pommern nutzten wir zu einer Reise auf die Insel Wollin. Dort besichtigten wir unter fachkundiger Führung des dortigen Museumsdirektors das ehe­malige Schloß mit dem historischen Kellergewölbe. Im Anschluss begaben wir uns auf den Friedhof in Wollin, wo wir am Gedenkstein des Lapidariums der Nortorfer Patengemeinschaft ein Blumenge­binden mit den Pommernfarben niederlegten. Bevor wir die Rückreise in unser Hotel antraten, besuchten wir das Wikingerdorf in Wollin, dessen Einzelheiten uns fachkundig näher gebracht wurden. Den Abend verbrachten wir nach dem Abendessen in gewohnter Weise auf der Hotelterrasse.


Am 06. Reisetag war schon die Heimreise angesagt. Wir mussten feststellen, dass die Reise trotz der Erschwernisse insbesondere für unsere betagten Mitreisenden viele neue und erneuerte Ein­drücke hinterlassen und unsere Liebe zur Heimat, in  der wir geboren sind, erneut gestärkt hat.

Die­se Reise ist – im nachhinein betrachtet – viel zu schnell zu Ende gegangen. An vieles davon werden wir uns in einer ruhigen Stunde oder auch bei geselligen Zusammenkünften erinnern. Vielleicht ist uns im nächsten Jahr eine ähnliche Reise vergönnt.


Abfahrt in Ratzeburg

Ein Hotelzimmer

Vor dem Hotel

In Stargard

Zusammentreffen im Park am Fluss

Die Schmalspurbahn

Ein Blick auf die Ostsee