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Grassee

Sieben Kilometer östlich von Nörenberg liegt der kleine Ort Grassee am Stüdnitz - See (d. h. Quellsee), auf der Wasserscheide von Ihna, Drage und Rega, in der pommerschen Seenplatte 102 - 131 m über dem Meeresspiegel.

Landschaft

Geologisch gesehen auf dem Sander der Endmoräne, hart an der Grenze, wo der Sander in die Lehmkuppen übergeht, mit ihren Steinschüttungen auf der Linie von Henkenhagen südwestwärts bis an den Enzig - See. Diese geologisch interessante Landschaft wurde oft von Wissenschaftlern besucht. Bei Henkenhagen wurden die Steinschüttungen abgebaut und die Granitfindlinge zu Schotter verarbeitet. Die Gemarkung Grassee, ca. 2500 ha, lag restlos auf dem Sander, der hier vorwiegend kiesiger Beschaffenheit ist, mit kleinen Steinen bis Faustgröße durchsetzt. Jedoch gibt es auch grössere Flächen fliegenden Sandes. Landschaftlich ist diese Gegend sehr reizvoll, durch die zahlreichen Seen, deren Ränder in mehr oder weniger ausgedehnte Niederungsmoore übergehen, teilweise aber auch von schroffen Hügeln unmittelbar in kiesigen Lehmgrund abfallen. Fast alle diese Seen haben ganz oder teilweise bewaldete Ufer, die häufig ein prächtiges Landschaftsbild darbieten. Das langgestreckte Dorf Grassee liegt auf einem schmalen Hügel, der beiderseits von Koppeln und Wiesen flankiert wird. Der Gutshof liegt in der Niederung am ganz bewaldeten Stüdnitz -  See. Grassee gehörte zum Amtsbezirk Zamzow, etwa fünf Kilometer nordöstlich gelegen, wo sich auch das Standesamt befand. Das Amtsgericht und die Hauptpost waren in Nörenberg. Nachdem 1910 in Grassee nur 189 Einwohner gezählt wurden, stieg die Zahl der Bewohner bis zum Jahr 1939 auf 346 Einwohner, die in 84 Haushalten lebten.

Vorwerke Rufenhagen und Ruhleben

Zum Gut, Besitzer Kurt v. Klitzing, gehörten die Vorwerke Rufenhagen, ca. drei Kilometer nördlich, 12 Einwohner (1905) und Ruhleben, ca. vier Kilometer nördlich, 41 Einwohner (1905) sowie die Mühle Zamzow, ca. vier Kilometer östlich, 16 Einwohner (1905). Rufenhagen und Ruhleben wurden von der Post in Gienow/Kreis Regenwalde betreut. Rufenhagen ist heute verfallen. Die alte Zamzower Mühle mit Wald wurde 1942 gegen Wald des Gutes Zamzow umgetauscht. Neben der Gutsschmiede und Stellmacherei gab es noch die Tischlerei von Emil Brunnlieb. Letzter Bürgermeister der Gemeinde war der Bauer Ernst Giese.

Politisch hat dieser Landstrich immer zu Pommern gehört. Das burgartige Schloß Saatzig der Pommernherzoge und dessen große Wallanlagen am Saatziger See zeugen hiervon. Zu den Zeiten, als der sogenannte Schievelbeiner Zipfel zur Mark Brandenburg gehörte, ist die Grenze zwischen der Mark und Pommern durch die Felder des Vorwerks Rufenhagen hindurchgegangen. Aus dieser Zeit gehörte Grassee zur kur- und neumärkischen Ritterschaft und ist die landwirtschaftliche Grundbesitzbeleihung über die Kurmark bis in die jüngste Zeit wirksam geblieben.

Geschichte des Rittergutes

Das Gut ist im Besitz der Familie v. d. Borne bereits für 1375 bezeugt. 1727 mußte Sophie, die Witwe Kunos v. d. Borne, mit den Vormündern ihrer Söhne schuldenhalber das Gut subhastieren lassen. Der Kammerrat von Wödtke hatte es einige Jahre pfandweise inne. Grassee wurde mit dem Vorwerk Reisenhagen dem Schwiegersohn Kunos v. d. Borne, Ernst von Prophalo, zugeschlagen. Er verkaufte es aber 1730 nach ausdrücklicher Zustimmung seiner Frau, seiner Schwiegermutter und der Vormünder der unmündigen Söhne an Melchior Magnus von Wedel auf Uchtenhagen und Brauneforth. 1812 erwarb Karl von Rüts das Gut von seiner Schwiegermutter, die eine geborene von Wedel war und Grassee von ihrem Bruder geerbt hatte. 1819 kaufte Graf Nostiz den Besitz, vertauschte ihn aber schon 1830 gegen Urschkau in Schlesien an Emanuel von Gellhorn. Es wechselte dann rasch über einen Rentner Friedrich Haak an Leberecht von Klitzing, der es 1844 für seinen Sohn Ludwig erwarb. Für die folgenden hundert Jahre blieb nun Grassee in den Händen dieser Familie und erfuhr stetige Verbesserungen. Der Besitz wurde durch eine Wassermühle und verschiedene Grundstücke abgerundet. Später, von 1882 bis 1939, unter Kurt von Klitzing, wurde das Gut, zur Hälfte aus Forst bestehend, in seinem inneren Gefüge ausgeglichen durch Einschonung des zu leichten Bodens, Moordammkulturen und neue Wiesen, was sich bis Kriegsende bereits als vorteilhaft erwiesen hatte. Das alte Herrenhaus brannte 1878 ab und wurde in den folgenden Jahren nach Plänen des Architekten Mertens in Berlin neu und sehr geräumig errichtet. Dabei erhielt es durch einen dreifenstrigen Mittelrisalit mit flachem Dreiecksgiebel einen Schwerpunkt, den es vorher nicht hatte. Das Gut war über 2000 ha groß, zur Hälfte Forst, mit Brennerei, Stärkefabrik, Schneidemühle und drei Vorwerken (Rufenhagen, Ruhleben und Mühle Zamzow). Dem Besitzer stand das Patronat über die Kirche im Ort zu. Das Schloß enthielt eine nicht unbedeutende Bibliothek und mehrere Familienbilder. Kurt von Klitzing starb 1939, und das Gut wurde von seinem Sohn Ludwig übernommen. Dieser forstete noch einige schlechte Äcker auf und vermehrte den Kartoffelanbau erheblich. Der Zweite Weltkrieg ließ keine weiteren Verbesserungen zu.
Als die Russen Ende Februar 1945 in das Südende des Dorfes einrückten, verliess Ludwig von Klitzing mit dem Dorf- und Gutstreck Haus und Hof. Die Russen besetzten das Gut bis Juni 1946 und brannten bei ihrem Abzug das Haus ab.




Bahnhaus, Kirche und Friedhof  in Grassee aus 2010

Das Dorf am Stüdnitz-See

Das Gutshaus - Ottfried Stapel