Copyright -  Heimatkreis Saatzig/Pommern - Bundesgruppe e. V.   mit Sitz in Eutin

Rossow

Ein kleiner Ort im Norden des Kreises, acht km westlich von Freienwalde. Amtsbezirk war Kannenberg, wo sich auch das Standesamt befand. Die Post und ein Haltepunkt der Saatziger Kleinbahn nach Breitenfelde standen im benachbarten Sassenburg. Zuständiges Amtsgericht war Stargard. Die Einwohnerzahl stieg von 82, nach der Volkszählung von 1910, auf 136 Einwohner im Jahr 1939, die in 28 Haushalten lebten. Letzter Bürgermeister in Rossow war der Bauer Otto Sacker. Wie schon der Name erkennen lässt, war der Ort eine (wendische) Gründung der Pomoren, wie auch viele andere pommersche Orte mit der Endung . .ow, . .itz, . .in, . .ig oder . .gard. Die ursprüngliche Siedlung Rossow lag um den kleinen Dorfteich, der durch den Stau eines kleinen Baches gebildet wurde, und den Kirchhügel gruppiert. Nach drei Richtungen führten die Ausgangswege, an denen später weitere Höfe angelegt wurden. An der Ostseite des Teiches und der Kirche haben ehemals noch ein paar weitere Bauernhöfe bestanden. Wahrscheinlich hatten diese die Wirtschaftskrise nach der Bauernbefreiung von 1810 nicht überlebt. Ihre Hofplätze waren damals an das Rittergut zurückgefallen. Seitdem bestand an der Stelle der ehemaligen Höfe eine Viehweide des Gutes, die gegen die Dorfstraße durch eine Mauer aus Feldsteinen (Findlingen) abgegrenzt war. Ebenso deuteten zwei Lücken zwischen den Höfen an der Straße nach Norden darauf hin, daß dort einst Bauernhöfe bestanden haben.



                                                                                                                                




  


                                                                                                                          

 


Das Rittergut hatte dort Arbeiterwohnhäuser bzw. Scheunen errichtet. Bei genauer Nachprüfung fehlten auch einige Hausnummern in der Höfeauzählung. Neben den grösseren Bauernhöfen bestanden noch einige kleinere Hofstellen, die von Dorfhandwerkern bewohnt waren. Ferner bestand im nördlichen Teil des Dorfes eine Stammschäferei, in der in mehreren großen Herden Merinoschafe gezüchtet wurden. Der Gemeindehektarsatz betrug 600,- RM. In der Land- und Forstwirtschaft waren 119 Bewohner von Rossow tätig.

Zu dem evangelischen Kirchspiel gehörten außer Rossow noch Sassenburg und Beweringen. Die Pfarrkirche war ein spätmittelalterlicher Findlingsbau aus dem 13. Jahrhundert in rohen Formen; nur der Ostgiebel zeigt eine feinere Ausbildung. An Ausstattung gab es eine Taufschüssel aus Messingblech, gestiftet 1699; Schnitzfiguren eines mittelalterlichen Altarschreins aus Lindenholz, teils zum Schmuck der mit dem neueren Altar verbundenen Kanzel verwendet, teils im Pfarrhaus aufbewahrt; einen silbervergoldeten Kelch, gestiftet 1654 und zwei Glocken.

Neben der Schule Sassenburg lag der Friedhof des Ortes Rossow. Der Schule gegenüber, an der anderen Grenze des Friedhofs, konnte man noch die Fundamentreste einer ehemaligen Kirche erkennen, die im Dreißigjährigen Krieg zerstört wurde. Seit der Zerstörung begnügte man sich mit der Dorfkirche in Rossow für beide Orte. Zwar hatte auch diese im Dreißigjährigen Krieg ihren Turm verloren, doch seit jener Zeit war auf dem Kirchhof in der Nähe des Eingangs ein hölzerner Glockenstuhl aufgestellt, in dem die Glocken hingen. Die Gemeinschaftlichkeit der beiden Orte fand auch darin ihren Ausdruck, daß der Lehrer in Sassenburg gleichzeitig als Organist in der Kirche von Rossow verpflichtet war. In den Jahren 1927—1929 erfüllte Gerhard Arlt diese Aufgabe. Die Gemeinde hatte den Gefallenen aus dem Ersten Weltkrieg zu Ehren ein Denkmal errichtet.

Das Dorf Sassenburg grenzt direkt an Rossow. Nur ein kleiner Fluß, Krampehl, trennte beide Orte. In Sassenburg befand sich hauptsächlich das große Rittergut neben einer kleinen Anzahl von Bauernhöfen. Das Rittergut gehörte einem Herrn von Enckevorth. Außer der Stammschäferei in Rossow betrieb er auch zur Kartoffelverwertung eine Spiritusbrennerei. In Sassenburg befand sich ferner die Schule, die sowohl die Kinder von Sassenburg als auch von Rossow besuchten. Nach einer Biegung endete die Dorfstraße bei der Wassermühle Sassenburg, die oberste am Laufe des Krampehl. Bei den schwankenden Wasserverhältnissen versorgte die Mühle den Bedarf der Bevölkerung beider Orte mehr schlecht als recht mit Mehl, Kleie und Schrot. Jahrhundertelang lebten die Bewohner von Rossow und Sassenburg in dörflicher Abgeschiedenheit friedlich nebeneinander. Erst 1890 brachte der Bau der Saatziger Kleinbahn (SKB) mit nur l m Spurbreite eine feste Verbindung mit der großen Welt. Diese Privatbahn, die von Stargard nach Daher führte, berücksichtigte besonders die Interessen der Rittergutsbesitzer. Darum war bei der Streckenführung auch mancher Umweg einkalkuliert, damit alle Interessenten in ihren Dörfern eine Haltestelle erhielten. Dabei überwog dann auch bei weitem der Güterverkehr.



   Der Schäfer von Rossow