Langenhagen
Zehn km westlich von Nörenberg liegt der Ort Langenhagen. Umgeben wird Langenhagen von Klein Lienichen im Osten, Ball und Rehwinkel im Süden. Die Straße von Freienwalde nach Jacobshagen führt durch den Ort. Die Domäne und zwei Rittergüter gehörten zum Amtsbezirk Klein Lienichen, wo sich auch das Standesamt befand. Das Amtsgericht war in Nörenberg. Wer mit der Saatziger Kleinbahn fahren wollte, mußte zum Haltepunkt nach Ball (ca. dreieinhalb km) oder nach Klein Lienichen (ca. fünf km). Zur Gemeinde gehörten zwei Abbauten, die ca. eineinhalb km nordöstlich vom Ort entfernt und am Landweg der an die Chaussee Freienwalde/Nörenberg führte, lagen. Im Jahr 1939 lebten in 136 Haushalten 496 Einwohner. Die Volkszählung von 1910 ergab eine Einwohnerzahl von 492. Letzter Bürgermeister war der Bauer Wilhelm Ladwig. In Langenhagen gab es zwei Rittergüter; das Rittergut A und B, in Besitz von Alexandrine v. Mellenthin aus Klein Lienichen, und das Rittergut Willi Bartelt. Der Ort hatte eine Posthilfsstelle und Telefon, bis Ende des Ersten Weltkrieges eine Stärkefabrik, eine elektrische Mühle und zwei Windmühlen. Die Tischlerei in Langenhagen gehörte Max Leitzke, die Schmiede Ernst Wetzel. Der Gasthof gehörte der Familie Kobick. Letzter Schulleiter in Langenhagen war Lehrer Brose. Vor ihm war Hans Zobel in dieser Position tätig, der dann nach Hansfelde wechselte. Die Kirche gehörte zum Evangelischen Kirchspiel Steinhöfel; letzter Pastor war Pfarrer Breithaupt.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde in Langenhagen viel Flachs angebaut. Insbesondere waren es kinderreiche Familien, die mehrere Töchter hatten, denn diese webten die Aussteuerwäsche für die Töchter selbst. Zu einer Aussteuer für eine Tochter gehörten mehrere Dutzend Handtücher, Geschirrtücher, auch Tischtücher und Bettlaken. Die Tisch- und Geschirr- sowie Handtücher wurden sogar in verschiedenen Mustern gewebt. Dazu waren verschiedene Kämme beim Webstuhl erforderlich. Diese verschiedenen Kämme konnte man bei „Retzlaffs" im Nachbarort Rehwinkel fertigen lassen. Der Flachsanbau war sehr mühevoll und an anderer Stelle ausführlich beschrieben. Der gewonnene Leinsamen wurde für die Aussaat des nächsten Jahres gebraucht bzw. wurde auch zur Kälbermast verwendet. Beim Flachsbrechen waren Nachbarn und Freunde der Familie nach Feierabend zusammen. Etwa zwei bis drei Stunden wurde fleissig mit einer Brache Flachs vom Stengel gelöst. Nach getaner Arbeit gab es ein Abendessen mit Schnaps und Bier und es wurden viele Dorfgeschichten gesponnen. In den Wintermonaten wurde dann der Flachs zu Garn versponnen, und die Frauen des Dorfes kamen dann mit ihren Spinnrädern zusammen. Es wurde erzählt, gesungen und viel Spass gemacht. So vergingen die langen Winterabende. Doch wenn der Winter vorbei war, wurde der große Webstuhl aufgestellt, und das versponnene Garn wurde verwebt. Das Weben war nicht so einfach. Es mußte erlernt werden. Fertige Leinen wurde auf der Wiese hinter den Höfen zum Bleichen gespannt und täglich mit Wasser besprengt. Die Frühlingssonne machte das ausgespannte Leinen richtig weiß. Auch war in Langenhagen das Spinnen der Schafwolle noch Sitte. Auch diese Arbeit wurde am Abend in Gemeinschaft durchgeführt. Für die Frauen des Dorfes waren es immer unterhaltsame Abende. Es wurden Strümpfe, Jacken, Schals und vieles andere selbst gestrickt. In den Jahren nach 1930 ging die Selbstfertigung der Aussteuer merklich zurück. Es war einfacher alles in den Geschäften der Stadt Freienwalde zu kaufen, die Zeit wurde moderner.
Neumark/Brandenburg, ebenfalls das Nachbardorf Steinhöfel, dagegen gehörte das in der Nähe angrenzende Woltersdorf zu Pommern.
Am Ostermorgen ging ein Mitglied der Familie, vor oder bei Sonnenaufgang, zu einem nahegelegenen Bach oder Graben, welcher fliessendes Wasser führte, um davon zu holen. Mit diesem Wasser sollte die ganze Familie Hände und Gesicht waschen, um gesund zu bleiben. Bei dem Wasserholen sollte man auf dem Rückweg mit niemandem sprechen, denn dann wäre es Brabbelwasser und hätte seinen Zweck verfehlt. Diesen Brauch gab es sicherlich nicht nur in Langenhagen. Die jüngere Generation hielt von dem Brauch nicht mehr viel und machte davon kaum noch Gebrauch.
Schule in Langenhagen