Klein Lienichen
Klein Lienichen liegt etwa fünf km westlich von Nörenberg zwischen der westlichen Spitze des Enzigsees (Lienicher Lanke) und dem Lienicher See. Der Ort umfasst das Dorf und ein Rittergut. Nach der Volkszählung im Jahr 1905 zählte die Gemeinde 173 Einwohner, bei der Volkszählung im Jahr 1910 waren es 211 Einwohner und im Jahr 1939 lebten in Klein Lienichen 347 Einwohner in 85 Haushalten. Der letzte Bürgermeister der Gemeinde hieß Lois Stange. Die Schule leitete Emil Buk. In Klein Lienichen standen die Amtsverwaltung und das Standesamt, in Nörenberg das Amtsgericht. Die Saatziger Kleinbahn hatte dort an der Strecke Stargard - Tramke - Janikow einen Kleinbahnhof. Die Poststelle war im Ort. Das Rittergut lag direkt in Klein Lienichen. Angeschlossen war ein Vorwerk mit den Wohnplätzen Karlsthal und Friedrichsthal. Das Gut Ziegenberg war im Klein Lienicher Wald, nördlich des Dorfes. Dagegen war der Wohnplatz Ziegenberg südlich der Gemeinde. Im Jahr 1910 wohnten im Ortsteil Ziegenberg etwa 30 Einwohner. Besitzerin des 950 ha großen Rittergutes war Alexandrine von Mellenthin. Hier wurden im Jahr 1939 50 Pferde, 200 Rinder und 300 Schweine gehalten. Der Gemeindehektarsatz betrug vor 1939 500,- Reichsmark.
Auf schwerem Boden (Lehm-, Sand- und Mischboden) wurden gute Erträge erzielt. Angebaut wurden hauptsächlich Roggen, Hafer, Gerste, Weizen und Wicken. Das Gut baute zusätzlich noch Steckrüben und Futterrüben an. In der Tierhaltung waren die Rinder- und Schweinezucht vorherrschend. Daneben wurden noch Schafe und Geflügel gehalten. Nördlich von Klein Lienichen, hinter der Bahnstrecke, stand eine Windmühle. Die Dorfschmiede betrieb Herr Dallmann. Vom Gut Mellenthin wurden 1924 ca. 2000 Morgen aufgesiedelt. 1942 wurde das Gut Ziegenberg an den Staatsforst verkauft. Als Besonderheit im Gemeindegebiet ist ein großer Findling in der Nähe des Lienicher Sees zu nennen. Die Gutsförsterei Klein Lienicher Wald gehörte zum Staatsforst Jacobshagen. Letzter Förster: Feldmann.
Die Kirche, ein Fachwerkbau mit niedrigem Westturm, war eine Tochterkirche zu Zeinicke. An der Altarwand war ein mittelalterlicher Altarschrein mit den Schnitzfiguren der Anna, Maria und eines Märtyrers aufgestellt. Die Kanzel war eine schlichte Schnitzarbeit der Barockzeit. Die Taufe aus dem Jahre 1710 war ebenfalls aus Holz geschnitzt und wie die Kanzel eichenfarbig überstrichen. Letzter Pfarrer des evangelischen Kirchspiels Zeinicke war Pastor Breithaupt. Das Rittergut Lienichen gehörte ehemals zum Dramburger Kreise der Neumark, später zum Kreise Saatzig. Es bildete seit rund fünfhundert Jahren einen Güterkomplex mit den Vorwerken Friedrichsthai, Karlshof, Ziegenberg und dem Rittergut Langenhagen und hat sich in diesem Zeitraum in ununterbrochener Erbfolge in den Händen der Familie von Mellenthin befunden. Ursprünglich war Lienichen, das früher Linicke hieß, ein Wedelsches Lehen. Unter dem Regierungsrat Friedrich von Mellenthin wurde 1852 das Herrenhaus neu erbaut, das sich, von seinen Wirtschaftsgebäuden umgeben, über einem See erhebt und selbst aufweite Sicht den neugotischen Geschmack seiner Zeit nicht verleugnen konnte.