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Kunow an der Straße
mit den Abbauten Grünhof, Gut Lindenberg, Neuhaus, Silberne Maräne, Kunow-Madüsee


Kunow an der Straße liegt sieben km westlich von Stargard am Madüsee. Es war Amtsdorf für Seefeld, Saarow, Lübow, Bruchhausen und Mulkenthin. Letzter Amtsvorsteher war Spiekermann (Seefeld), davor hatte Gutsbesitzer Gehrke (Lindenberg) dieses Amt inne. Die Einwohnerzahl von Kunow a. d. Straße stieg von 568 (Volkszählung 1910) auf 807 Einwohner im Jahr 1939, die in 226 Haushalten lebten. Letzter Bürgermeister war Heinrich Busse; davor Karl Zühlsdorf und Richard Jaecks. Als Amtsdorf hatte Kunow a. d. Straße ein eigenes Standesamt. Der nächstliegende Bahnhof stand im 4,7 km entfernten Seefeld. 

Der Name Kunow an der Straße erklärt sich daraus, daß das Dorf an der alten Heerstraße Pyritz - Stettin liegt.  Urgeschichtlich hat es auch Kunow am Sumpf geheissen. Cunowe, Conow; früher auch Bischoppeskunow genannt, im Gegensatz zu dem nahen Barnimskunow im Kreis Pyritz. Aus dem Jahr 1238 stammt die erste geschichtliche Erwähnung; in diese Zeit fällt wohl auch die Gründung des Dorfes. 1284 wurde durch einen Vertrag mit dem Markgrafen von Brandenburg bestimmt, daß die ,Burg Strasne' abgebrochen werden sollte (der Wald Strasne lag am Nordende des Madüsees). 1776 wurde die Kolonie gegründet als Siedlung Friedrich des Großen. Die Siedlung wurde durch die Senkung des Madüsees möglich; es entstanden rings um den See große Nutzflächen und mehrere Siedlungen. Der Madüsee ist der größte pommersche Binnensee mit 52 m Tiefe und 900 ha Größe (22 km lang, durchschnittliche Breite 4,5 km). Eine ähnliche Deutung des Ortsnamens erfolgte im Heimatbuch von Dr. Franz Waldmann „Moritzfelder" S. 70: Kunow ist wahrscheinlich eine wendische Siedlung gewesen. Im Gegensatz zu Barnimskunow im benachbarten Kreis Pyritz, das dem Herzog Barnim gehörte, wurde es Kunow an der Straßne  genannt. Die Straßne war ein großes Sumpfgebiet, das nördlich vom Madüsee lag und mit dem großen Gelüch und dem späteren Friedrichswalder Forst im anliegenden Kreise Greifenhagen eine Einheit bildete. Aus dem Wort Straßne ist im Laufe der Zeit das Wort Straße geworden. So wurde Kunow an der Straße genannt. Sprachforscher deuten Kunow als „Marderort". Altdeutsch war „kuna" gleich Marder. Eine andere Deutung geht von dem Wort „kon" gleich Pferd aus. 


Zur Gemeinde Kunow a. d. Straße gehören: 

Abbau Grünhof: Eine Gutswirtschaft und landwirtschaftliche Siedlungen, sieben Einwohner (1905); Aussiedlung nach 1918 mit Gehöften in der Größe von 1 - 15 ha.Gut Lindenberg mit Ausbau Nix: Auf halber Strecke zwischen Kunow und Seefeld; das 364 ha große Gut hatte 59 Einwohner (1905). Besitzer war Julius Gehrke, Verwalter Herbert Neumann. 1939 wurden 23 Pferde, 156 Rinder und 1000 Schafe gehalten. Zum Gut gehörten eine eigene Kirche und eine Kalksandsteinfabrik. Außerdem gehörten zum Gut Lindenberg fünf Familienhäuser, in denen je zwei Familien der Gutsleute lebten.

Neuhaus: Eine große Landwirtschaft, Anni Mertineit, und mehrere Siedlungshäuser.

Silberne Maräne an der Reichsstraße Stettin-Stargard gelegen, mit einer Gastwirtschaft, drei Höfen zwischen 10 und 15 ha und einzelnen Handwerkern, z. B. das Malergeschäft Schel. Hier gab es auch die zweite Schule der Gemeinde. Lehrer war F. Tancre.


Kunow-Madüsee: Der Ortsteil entstand durch Ansiedlung nach 1920. Er wurde laufend ausgebaut. So entwickelte sich ein großer Kurort mit einem besonders schönen Strandbad, Promenade, Kurhäusern, Cafes, Gaststätten, Ferienhäusern und großen Freilandflächen für alle Besucher. An schönen Sonntagen waren über 10000 Besucher dort. Ferienbetrieb war das ganze Jahr, im Sommer fanden Ruder- und Segelregatten statt. In Kunow-Madüsee gab es drei große Badegaststätten, eine acht ha große Gärtnerei (Dehl), ein großes Baugeschäft (Emil Vollmer) und eine grössere Anzahl Handwerker.

Im Madüsee gab es die Silberne Maräne (seltener Fisch), der sonst nur in Ostpreußen und in der Schweiz vorkam. Die Schule von Kunow a. d. Straße stand in der Mitte des Dorfes. Der Lehrer war Herr Hasenbank. Die Schule in Kunow-Madüsee wurde 1930 erbaut und eingeweiht; sie war für die Kinder der Ortsteile Madüsee, Lindenberg, Grünhof und Silberne Maräne. Die Motormühle des Ortes gehörte Max Reichow. 

















        Jugendfeuerwehr vor der Schule in Kunow


Kunow a. d. Straße bildete ein eigenes Kirchspiel. Die Kirche war ein Findlingsbau des späten Mittelalters mit einem rechteckigen Grundriss. Der Turm war abgesetzt, vorwiegend ebenfalls aus Findlingen errichtet und mit sehr schmalen, rundbogigen Blenden geschmückt. Der hölzerne Oberbau wird von einem schlanken, geschindelten Helm überstiegen.

Die innere Ausstattung stammt wie der äussere Umbau aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts und ist einheitlich durch ansprechende und wohlerhaltene Vergoldung ausgezeichnet. In der Ostwand ist eine Nische ausgespart, mit einer schlichten Eichenholztür geschlossen, deren Innenseite ein Tempera-Gemälde eines betenden Christus mit erhobenen Armen zeigt, der Hintergrund ist mit Sternen besteckt, spätmittelalteriich. Der Kirchturm hatte eine Höhe von 52 m und gehörte zu den schönsten im gotischen Baustil. Weiterhin gab es ein Gemeindehaus mit Schwesternstation. Die Räume waren teilbar und auch als Turnhalle nutzbar. Die Kirche des Gutes Lindenberg wurde zwischen 1924 und 1926 erbaut und war Eigentum des Gutes. Vor der Kirche stand eine Lutherlinde. Zum Kirchenbesitz gehörten auch 50 ha bester Ackerfläche und 20 ha Wiesen. Seit 1936 war Gerhard Frädrich Pastor in Kunow a d Straße. 

An Feldfrüchten wurden Kartoffeln, Gerste, Roggen und Hafer angebaut; auf den grösseren Höfen zusätzlich Zuckerrüben, Weizen, Wintergerste und Raps. Ca. 40 % der Anbaufläche bestand aus schweren Böden mit hohen Erträgen, ca. 40% guter Mittelboden mit guten bis sehr guten Erträgen und 20 % leichte Böden mit noch guten Erträgen, z. B. Kartoffeln für Stargard und Stettin. Aufgrund der sehr guten Bodenbeschaffenheit ist es nicht verwunderlich, daß der Gemeindehektarsatz mit 1000 RM weit über dem Durchschnitt des Kreises lag.




Schulhaus und Kirche - Ottfried Stapel