Zadelow
Unser Heimatdorf Zadelow von Ulrich Rades
Zadelow, das kleine pommersche Bauerndorf im Kreis Saatzig, liegt an der alten Reichshauptstraße 104, die in Lübeck ihren Anfang nimmt und in Schneidemühl endet. Wir erreichen Zadelow 18 km östlich von Stargard, der Kreisstadt des Kreises Saatzig und 2 ½ km vor der kleinen Stadt Zachan, die bis 1945 mit ihren ca. 1.000 Einwohnern neben Arnis in Schleswig-Holstein zu den beiden kleinsten Städten in Deutschland gehörte. Im Jahre 1939 zählte Zadelow ca. 300 Einwohner und war überwiegend landwirtschaftlich geprägt. Es war ein typisches „Triangel“-Dorf, in dem von der Mitte des Dorfe ausgehend drei Strassen nach Osten, Süd-Westen und Norden verliefen, und zwar das Lange Ende, das Zachaner Ende und das Untere Ende. Die Kirche, in der Mitte des Dorfes gelegen, gibt mit ihrem 42 m hohen Turm, der in der flachen Landschaft weit erkennbar ist, dem Dorf seinen besonderen Charakter.
1229 wird von den Johannitern der Besitz von Zadelow erwähnt und mit dem Recht bestätigt, das Land durch bäuerliche Siedler zu bewirtschaften. Die Kirche ist ein Findlingsbau aus dem 16. Jahrhundert. Der in Ziegelbau gestaltete Turm gibt der Kirche ein besonders ansprechendes Gesicht und dem Dorf sein Wahrzeichen.
Im Jahr 1784 hat Brüggemann über Zadelow folgendes geschrieben:
„Zadelow, 1 ½ Meilen von Stargard ostsüdöstwärts und ¼ Meile von Zachan gegen Westen, ½ Viertelmeile von der südwärts fliessenden Ihna, welche die Gränze zwischen den ergiebigen Zadelowschen und Lindeschen Wiesen macht, auf der Land- und Poststraße von Stargard nach Zachan an der Neumärkischen Stadt Reetz, hat 1 Freischulzen, 21 Bauern, 6 Coßäthen, 5 Büttner, 1 Prädigercofunus, 1 Schulmeister, 1 Schmidt, 61 Feuerstellen, eine zu der Jacobshagener Synode gehörende Kirche, Welche eine Fial zu Zachan ist, guten Acker, die Weide außer der Feldmark an der Ihna und gränzet an die Stadt Zachan und an die Dörfer Groß-Schlatikow, Klein-Schlatikow, Brüsewitz, Suckow und Linde.“
1945 war Zadelow ein stattliches Bauerndorf mit einer für damalige Verhältnisse intensiven Landwirtschaft. Der relativ gute Acker und die bekannt ertragreichen Ihna-Wiesen bildeten dafür die entsprechende Basis. Die wirtschaftlichen Grundlagen waren ein umfangreicher Kartoffelanbau, in Form von Speise- und Industriekartoffeln und eine als Abfallverwertung damit verbundene Schweinemast sowie eine Rindviehhaltung, die züchterisch durch den Bullenhaltungsverein getragen wurde. Das gesellschaftliche Dorfleben war durch gute nachbarschaftlichen Beziehungen und gemeinsame Dorffeste und Veranstaltungen geprägt. Gesellschaftliche Höhepunkte waren Das Reiterfest des örtlichen Reitervereins, das Sommerfest auf dem „Fischerberg“ in den Ihnawiesen, sowie das Feuerwehrfest und weitere Veranstaltungen in der Gastwirtschaft Franz Plantikow.
Am 7. Februar 1945 war dies alles endgültig vorbei. Zadelow mußte das erste Mal wegen der heranrückenden russischen Front geräumt werden. Seit 10 Tagen waren die Russen schon bis an die Ihna vorgedrungen und eine deutsche „Offensive“ sollte die Lage wieder bereinigen. Die Zadelower kamen vorübergehend bei Bekannten und Verwandten in den Nachbardörfern unter, bis dann am 2. März die endgültige Flucht aus Pommern begann.