Braunsforth
und die Kolonie Bertheim
Diese Gemeinde gehörte zum Amtsbezirk Vehlingsdorf. Das Standesamt und die Amtsverwaltung befanden sich in Braunsforth. Im Jahr 1905 hatte der Ort 179 Einwohner, im Jahr 1910 waren es 255 Einwohner und 1939 lebten 360 Einwohner in 94 Haushalten in der Gemeinde Braunsforth. Das Wedel-Schloß in Braunsforth war eines unserer bekanntesten Herrensitze im Kreise Saatzig. In der großen Bibliothek und in einem besonders dafür eingerichteten Zimmer des Schlosses waren Urkunden, Dokumente und zahlreiche Erinnerungen aufbewahrt, die für uns geschichtliche Bedeutung hatten. Die Brüder Karl und Albert von Wedel gehörten zu den elf Offizieren des Freikorps Schill, die der Kaiser Napoleon am 16. September 1809 in Wesel erschiessen ließ.
Ein Versuch, am 16. Februar des Jahres 1807, Stargard zu erobern, mißlang. Am 31. Mai 1809 fiel Schill im Kampf in Stralsund. Eine Relieftafel aus Bronze, 1,63 m hoch und 0,96 m breit, die Erschiessung der Schillschen Offiziere in Wesel darstellend, befand sich in der Kirche von Braunsforth.
Eben dort zeigte eine Gedenktafel aus Holz in schlichter Form die Inschrift:
Aus dieser Gemeinde starben mit Gott für König und Vaterland Carl von Wedel,
geb. 30. Juli 1786, Albert von Wedel, geb. 16. Januar 1791, Offiziere vom Schillschen Korps
Beide erschossen zu Wesel am Rhein am 16. September 1809
Im Schloß wurde noch die beigefarbene Weste von Albert von Wedel aufbewahrt, die dieser bei der Erschiessung getragen hatte. Es waren sieben Einschüsse in dieser Weste. Die Abschiedsbriefe, welche die beiden Söhne ihrer Mutter geschrieben hatten, werden unter Glas aufbewahrt. Leider ist das Wedel-Schloß mit allen wertvollen Erinnerungen an den Kampf der Schillschen Reiter ein Raub der Flammen geworden. An einem der Stallgiebel des Gutes erinnern noch die Buchstaben „B. v. Wedel 1926" an das Geschlecht der Wedels in Braunsforth.
Zu der Dorfgemeinde gehörte die Kolonie Bertheim. Schon vor 1900 wurde Bertheim angesiedelt. Es hatten sich dort die Familien Quand und Kienbaum angesiedelt. Diese Familien waren verschwägert. Auch die Familien Lenz und Polzin. Familie Tesch und Köhler und die Brüder Seeger hatten dort ihre Höfe. Der Resthof und die Gebäude wurden vom Rittergut aus bewirtschaftet. Etwa um 1930 kauften Georg und Paul Homburg den Hof mit Gebäuden und etwas Land dazu. In den Jahren vor 1933 wurden vom Vorwerk Bertheim die restlichen Ländereien an die Bauern Robert Köhler, W. Seeger, Otto Braun und Adolf Gerke verkauft. 14 Morgen Land am Wege nach Marienhagen kaufte die Familie Hark. Es mußte alles sofort bezahlt werden, denn durch die schlechte wirtschaftliche Lage, in der sich landwirtschaftliche Betriebe befanden, war auch das Gut betroffen und das Finanzamt mußte befriedigt werden.
Im Krieg war der Brennermeister Granse Bürgermeister. Seine Frau half tüchtig mit und machte die schriftlichen Arbeiten. In der Brennerei wurde viel Spiritus gebrannt. Die Kirche gehörte zum Kirchspiel Teschendorf (Kreis Regenwalde). Auch die Gemeinde Vehlingsdorf gehörte dazu. In der Gemeinde gab es eine achtklassige Dorfschule. Diese wurde bis zum Jahre 1945 von dem Lehrer Münz betreut. Vor dem Lehrer Münz waren der Lehrer Mittag und der Lehrer Robert Eschner an dieser Schule. Lehrer Eschner wurde später Schulrektor in Nörenberg. Auf dem Gut waren auch ein Gärtner und ein Stellmacher beschäftigt. Eine Dorfschmiede gehörte zum Gut. Der Schmiedemeister Walter Hanke arbeitete auch für die Bauern. Er ist verschollen. Ein Schuhmacher wohnte im Gemeindehaus. Zweimal am Tag kam das Postauto von Freienwalde und brachte die Post und das „Stargarder-Tageblatt". Die Poststelle bediente Frieda Mörke. Das Forsthaus im Walde gehörte zum Gut. Der Förster Hoffmann mußte Soldat werden, so betreuten die Brüder Schulz, die als Waldarbeiter beschäftigt waren, den Forst. Die Familien wohnten auch im Forsthaus. Der Gutsacker lag am Wege nach Vehlingsdorf und Teschendorf. Der Wald erstreckte sich bis zum Freienwalder Grenzwald und bis an die Gemarkung Albertinenhof. Etwa 100 Morgen Acker mussten 1920 vom Gut verkauft werden. Dieses Land an der Chaussee Freienwalde-Breitenfelde wurde parzelliert und von den Bauern Fritz Speltter, Wilhelm Polzin, Otto Büß und dem Gastwirt Albert Jänke erworben. „Heideland" war ein Gebiet am Wege von Bertheim nach Marienhagen. Dort war ein leichter Boden. Die Braunforther Bauern hatten Ackerland und Wiesen in Richtung Braunsberg und an der Grenze Breitenfelde. Es hieß das „Achterbruchland". Braunsforth grenzte im Westen an Breitenfelde, im Osten an Vehlingsdorf und den Wotschwien-See, im Süden an die Gemarkung Freienwalde und Albertinenhofund im Norden lag die Kreisgrenze und die Gemarkung Marienhagen. Im November jeden Jahres wurde zur großen Treibjagd eingeladen. An dieser nahmen alle Männer des Dorfes teil. Es war jedesmal für alle, Jäger und Treiber, immer ein erlebnisreicher Tag, mit viel Gesprächsstoff im ganzen Dorf. Das Kriegerfest im Winter vereinigte die mittlere und ältere Generation zum fröhlichem Tanz. Die Jugend feierte, besonders aber am Ende des Jahres, in beiden Sälen der Gastwirtschaften, ausgelassen und fröhlich in das neue Jahr.
In den Jahren nach 1930 wurde ein Luftfeuer am Breitenfelder Weg errichtet. Ein Orientierungspunkt für die Verkehrsflugzeuge. Etwa 200 bis 300 m links vom Breitenfelderweg war ein kleiner Berg mit allerlei Gebüsch. Dort sprudelte eine Quelle. Die Einheimischen nannten diesen Berg den „Springberg". Diese Quelle bildete sich zum Bächlein und dieses Bächlein wand sich durch viele Wiesen und durch den Wald. Das viele Wasser bildete einen Teich, den die Einwohner den „Stubbenteich" nannten. Von hier floss das Wasser in Richtung Freienwalde, dorthin, wo an der Chaussee nach Nörenberg die „Rauschemühle" stand. Bis dahin floss unser Wasser und bildete einen Stausee. Sicherlich ist das Wasser in den großen Staritzsee geleitet worden. Die Mühle wurde mit dem Wasser betrieben. Die Wiesen am Vehlingsdorfer Weg waren eingekoppelt. Im Sommer grasten das Jungvieh, die Fohlen und die Stärken dort. Ein Hüter oder Wächter betreute diese Herden. Früher, etwa bis zum Jahre 1926, wurden diese teilweise moorigen Wiesen für die Torfgewinnung benötigt. Holz war in Braunsforth in genügender Menge vorhanden. Die Gutsförsterei verkaufte Brennmaterial. Das Brot wurde im Dorf von den Bauernfrauen selbst gebacken. Der Backofen der Gemeinde wurde mit Buschholz vom Gut aus versorgt. Auch hatte das Gut einen Backofen für die Gutsleute. Dort wurde einmal in der Woche das Brot gebacken. Zu den Feiertagen mussten sich die Frauen die Backzeiten absprechen, um für die Familien den Festkuchen rechtzeitig fertig zu haben. Ein großer Raum über dem Backofen diente im Krieg als Unterkunft für die Gefangenen.