Heimatkreis Saatzig zusammengestellt von Paul Schulz
1. Organisation
2. Patenschaft
3. Kulturarbeit
4. Heimatkreistreffen / Ortstreffen
5. Verschiedenes
6. Verbindung zu Deutschen und Polen im Kreis Saatzig
7. Literatur
l. Organisation
Um das Jahr 1955 begann der letzte ehemalige Bürgermeister von Freienwalde, Ottfried Stapel, Bildmaterial und Fotos aus dem Heimatkreis Saatzig zu sammeln. Das Ergebnis veröffentlichte er 1956 in einem kleinen Bildband im Martin Weichert Verlag in Hamburg.
Der Tischlermeister Ernst Keller aus Stargard betreute damals bereits als Heimatkreisbearbeiter seine Landsleute aus Stargard und auch viele aus den Gemeinden des Kreises Saatzig.
In Lübeck fand sich eine Gruppe Freienwalder im Jahre 1956 zusammen, die von dem als Heimatkreisbearbeiter der Pommerschen Landsmannschaft eingesetzten Ottfried Stapel zusammengehalten wurde. Auch der letzte Landrat des Kreises Saatzig, Paul Windeis, bemühte sich darum, seine Saatziger Landsleute zu sammeln.
So entstand 1955/56 der Heimatkreis Saatzig. Von einem gebildeten Ausschuß wurde Paul Windeis, Stade, zum Vorsitzenden gewählt, Ottfried Stapel übernahm die Geschäfte als Heimatkreisbearbeiter und der Buchhalter Hermann Berg aus Freienwalde die Kassengeschäfte.
Im Jahre 1958 wurde durch die Initiative von Ottfried Stapel in Lübeck die „Vereinigung der Heimatfreunde des Kreises Saatzig" ins Leben gerufen. Im Jahre 1962 gehörten bereits 601 Saatziger Landsleute dieser Vereinigung an. 1961 bestand ein eigenes finanzielles Aufkommen von 1.679,85 DM.
Alle Entscheidungen wurden durch den gebildeten Heimatkreisausschuß beschlossen und durch den Heimatkreisbearbeiter umgesetzt.
Beim ersten Patenschaftstreffen, am 18. September 1960 in Grömitz, wurde von den Landsleuten die Wahl der Mitglieder des HKA vorgenommen.
Nach der Erkrankung des Vorsitzenden Windeis hatte bereits 1959 der Holzkaufmann Walter Ladwig aus Nörenberg, jetzt in Bordesholm wohnhaft, dieses Amt übernommen. Er wurde in Grömitz in seinem Amt bestätigt und übte dieses 10 Jahre lang aus.
Von 1971 bis 1980 stand der Textilfabrikant Richard Krüger aus Freienwalde an der Spitze des Heimatkreises. Sein Nachfolger wurde 1980 der Kaufmann Paul Schulz aus Freienwalde, heute in Flensburg wohnhaft, der bereits von 1975 -1985 Heimatkreisbearbeiter war.
Andere Heimatkreisbearbeiter waren: Ottfried Stapel von 1959 -1971, Willi Ziethen von 1971 - 1975, Heinz Lübke von 1985 - 1995, ab 1995 Reiner Will.
Am 8. Februar 1970 übernahm der Heimatkreis Saatzig die Pommersche Heimatkreisordnung, die die pommerschen Heimatkreise beschlossen hatten. Eine Überarbeitung erfolgte am 31.12.1989. Damit wurde zugleich die Geschäftsordnung des Heimatkreises Saatzig vom 30. Mai 1981 ungültig.
Dem damals gebildeten Heimatkreisausschuß gehörten 9 bis 12 Landsleute an. Er ergänzte sich selbst. Die Heimatkreisversammlung hat diese Entschlüsse immer bestätigt. Ein besonderer Heimatkreistag wurde damals nicht gebildet, eine Wahlordnung nicht beschlossen. Alle 4 Jahre wurden von der Heimatkreisversammlung auf den Heimattreffen die vom HKA vorgenommenen Besetzungen bestätigt.
Der Heimatkreis Saatzig war eine lose Versammlung Gleichgesinnter. Erst nachdem Probleme finanzieller Art durch das Verhalten des Heimatkreisbearbeiters 1991 entstanden waren, die die Inanspruchnahme eines Gerichtes erforderten, hatte sich der Heimatkreisausschuß Saatzig entschlossen, einen „eingetragenen Verein" zu bilden, der sich eine eigene Satzung gab. Am 8. August 1994 wurde dieser Verein unter dem Namen
„Heimatkreis Saatzig/Pommern - Bundesgruppe e.V."
beim Amtsgericht Eutin unter der Nr. 0538 in das Vereinsregister eingetragen. Gleichzeitig wurde beim Finanzamt in Lübeck die Gemeinnützigkeit beantragt und anerkannt.
Das 18. Heimat- und Patenschaftstreffen vom 26. - 28. Mai 1995 in Bad Schwartau und Eutin brachte eine grundlegende organisatorische Änderung. Die Heimatversammlung beschloß mit erheblicher Mehrheit, einen Heimatkreistag (HKT) zu bilden. Es wurden 18 Kreistagsabgeordnete von der Versammlung gewählt. In der ersten konstituierenden Sitzung des HKT wurde als dessen Vorsitzender der Landsmann Hasso Wichmann, Domsühl /Mecklenburg, gewählt. Der Heimatkreistag berief auch die Mitglieder des Geschäftsführenden Heimatkreisausschusses (HKA), Heimatkreisbearbeiter (HKB) wurde Reiner Will, Hamburg.
In der konstituierenden Sitzung des neuen Heimatkreisausschusses am 20.09.1995 wurde als l. Vorsitzender des Heimatkreisausschusses (HKV) der Landsmann Paul Schulz, Flensburg, einstimmig gewählt. Außerdem wurden der Stellvertreter des Vorsitzenden, der Schatzmeister, der Schrift- und Kulturwart und deren Stellvertreter gewählt.
Zur Verdeutlichung der Organisation des Heimatkreises Saatzig soll diese schematische Darstellung dienen:
HK = Heimatkreis: alle Saatziger und deren Angehörige HKT = Heimatkreistag: 18 gewählte Abgeordnete
HKA = Heimatkreisausschuß, eingesetzt vom HKT; er ist das geschäftsführende Organ des HK, seine Mitglieder wurden oben bereits genannt.
„Heimatkreis Saatzig / Pommern - Bundesgruppe e.V." = eigenständige „juristische Person" als Beauftragter des HKA. Es wird eine Heimatkreiskartei geführt, diese umfaßt im Jahre 1995 die Adressen von etwa 2000 Landsleuten aus dem ehemaligen Kreise Saatzig.
2. Patenschaft
Durch Vermittlung des ehemaligen Direktors der Landwirtschaftsschule in Freienwalde, Dr. Krüger, der als Lehrer in Oldenburg / Holstein tätig war, fand der Heimatkreis Saatzig seine Anerkennung durch den Landkreis Oldenburg. Durch einstimmigen Beschluß seines Kreistages vom 25. März 1959 übernahm dieser Kreis die Patenschaft für den Landkreis Saatzig. Anläßlich des ersten Patenschaftstreffens am 18. September 1960 in Grömitz wurde die Patenschaftsurkunde feierlich vom Kreispräsidenten Hiller übergeben. Das war für alle Teilnehmer ein unvergeßliches Erlebnis. Der Text der Patenschaftsurkunde lautet:
Der Landkreis Oldenburg in Holstein hat durch einstimmigen Beschluß seines Kreistages vom 25. März 1959 die Patenschaft über den pommerschen Landkreis Saatzig übernommen.
Der Kreis Oldenburg gibt durch diesen Schritt seiner herzlichen und tiefen Verbundenheit zum deutschen Osten feierlich Ausdruck. Er übernimmt die Verpflichtung, allen, die den Kreis Saatzig ihre Heimat nennen, jederzeit Hilfe und Beistand zu gewähren. Das gemeinsame deutsche Schicksal verbindet uns. Oldenburg in Holstein, am 12.. September 1959 gez. Kreispräsident (Siegel) Landrat
Nach der Gebietsreform im Jahre 1970 ging der Kreis Oldenburg im Kreis Ostholstein auf, der die Patenschaft weiterführt.
Der alte und auch der vergrößerte Patenkreis haben dem Heimatkreis Saatzig jederzeit Hilfe und Beistand gegeben.
Vom Patenkreis wurden in den ersten Jahren einige Freiplätze für Saatziger Landsleute für einen 10 tägigen Sommerurlaub in Grömitz zur Verfügung gestellt. Es wurden Beihilfen für zahlreiche Buchveröffentlichungen des Heimatkreises Saatzig gewährt. Der Patenkreis half auch bei der Einrichtung der Heimatstube und leistete Hilfe bei der Ausgestaltung der Heimattreffen,
1960 wurde auf Beschluß der Gemeindevertretung einer Straße im Neubaugebiet in Grömitz der Name „Freienwalder Straße" gegeben, die Einweihung erfolgte am 24. Juni 1962.
1980 benannte die Stadt Eutin eine Straße „Saatziger Straße".
Der Patenkreis Oldenburg/Ostholstein hat immer fest zu den Saatzigern gestanden, dafür sind ihm diese sehr dankbar.
3. Kulturarbeit
Kulturarbeit wird durch die Herausgabe von Heimatliteratur (siehe Literaturverzeichnis) und durch ständige Veröffentlichungen in der Pommerschen Zeitung geleistet. Durch den Heimatbrief „ Unsere Heimat - der Landkreis Saatzig“ wird die Verbindung zu den Landsleuten im In- und Ausland gehalten.
Die Sammlung von heimatlichem Kulturgut erfolgt in der Heimatstube. Dazu hat der Kreis Ostholstein seinem Patenkind 1993 einen Raum im Kreishaus zur Verfügung gestellt, der als Heimatstube eingerichtet wurde. Hier kommt auch der HKA zu seinen Sitzungen zusammen.
Ausgestattet wurde dieser Raum mit großen Wandfotos, drei große Fotowandbücher und zahlreiche Fotos der Kirchen aus dem Kreisgebiet können betrachtet werden. Als ein besonders wertvolles Stück gilt eine Urne aus der Bronzezeit von den Ausgrabungen in der Landgemeinde Langenhagen.
Im Jahre 1987 wurde eine Ausstellung über den Kreis Saatzig mit Großfotos und Erinnerungsstücken in Eutin durchgeführt. Schulklassen und viele Eutiner Bürger besuchten diese Ausstellung.
Eine Erinnerung an den Kreis Saatzig stellt die 1477 gegossene Kirchenglocke aus Voßberg dar, die nach dem Kriege aus dem Glockenfriedhof in Hamburg gerettet werden konnte. Die Glocke läutet seit 1985 in der Dreifaltigkeitsgemeinde in Eberstadt / Darmstadt.
4. Heimattreffen/Ortstreffen
Bundestreffen werden alle zwei Jahre zunächst in Grömitz, dann in Eutin und jetzt in Bad Schwartau durchgeführt. Auf diesen Heimattreffen legen die Saatziger immer ein eindrucksvolles Bekenntnis zur alten Heimat ab.
1985 wurde beim 13. Bundestreffen die neue Kreisfahne Saatzig eingeweiht.
1987 wurde dem Patenkreis in Eutin eine Linde, die aus einem pommerschen Sämling gezogen war, überreicht. Bei diesem 14. Heimattreffen wird besonders das 500-jährige Stadtjubiläum von Zachan gewürdigt.
Das Treffen 1989 in Eutin stand im Zeichen von „30 Jahre Patenschaft", im Anschluß an die Heimatkreisversammlung wurde ein Gedenkstein vor dem Kreishaus eingeweiht.
Beim Bundestreffen 1991 in Bad Schwartau konnten zum erstenmal ungehindert Landsleute aus Mitteldeutschland teilnehmen.
1993 konnten beim Bundestreffen etwa 1100 Teilnehmer gezählt werden.
Neben den Heimattreffen für den gesamten Kreis gibt es auch noch Zusammenkünfte einzelne Orte, so kamen 1976 die Jacobshagener unter ihrem Organisator Ernst Krahmer in Hamburg zusammen.
Auch die Freienwalder führen eigene Treffen durch, beim zweiten Treffen 1993 in Bösdorf waren auch der polnische Bürgermeister und der Pfarrer aus Freienwalde anwesend.
5. Verschiedenes
Kirchliche Arbeit
Bei den Heimattreffen gehört ein besonderer Gottesdienst für die Saatziger zum ständigen Programm.
Für die Versöhnungskirche im Pommernzentrum Lübeck-Travemünde wurden vom Heimatkreis Saatzig, auch von den Mitgliedern des HKA, größere Spenden geleistet. Mehrmals wurde dort bereits die „Goldene Konfirmation" von Landsleuten festlich begangen.
Jugendarbeit
Die Jugendarbeit wurde besonders in Grömitz durch das Ehrenausschußmitglied Kalsow, früher Pansin, gepflegt. Nach seinem Tode ist diese Aufgabe nicht mehr so recht zum Tragen gekommen. Aus der Heimatkartei wird jedoch entnommen, daß auch jüngere Landsleute zu den Treffen kommen, wenn die Eltern verstorben sind.
Traditionsgemeinschaften
Die „Freienwalder Turner e.V." halten noch immer zusammen. In guter Erinnerung bleiben zwei große Turnertreffen in Ratekau mit dem Freienwalder Turnvater Ernst Ohm.
Reisen in die Heimat
Zahlreiche Reisen in den Kreis Saatzig wurden mit der Firma Stoß - früher Freienwalde, jetzt Bremerförde - unternommen. Die eindrucksvollste Heimatreise fand im Juni 1988 statt. Es wurde am Ort des Geschehens das 650-jährige Bestehen der Stadtgemeinde Freienwalde gefeiert. Auf Einladung des Heimatkreises nahmen an dieser Fahrt auch Vertreter des Patenkreises Ostholstein teil, an der Spitze der damalige Kreispräsident Günther Prühs. Den Gästen wurden viele Saatziger Dörfer und Kirchen, auch das Wasserschloß Pansin, gezeigt; alle waren von der Schönheit der Landschaft überrascht.
6. Verbindung zu Deutschen und Polen im Kreis Saatzig
Auf den Reisen in die Heimat werden auch Familien besucht, die der Deutschen Minderheit angehören. Die wenigen Deutschen leben jetzt verstreut in verschiedenen Dörfern. Sie gehören der deutschen Vereinigung in Stargard an. Es sind aber keine alteingesessenen deutschen Familien mehr zu finden, sondern es sind deutsche Neubürger, die nach dem Kriege im Kreisgebiet hängengeblieben sind.
Das HKA-Mitglied Lieselotte Klüver zeigte eine besondere Initiative. Mit viel Einsatz und unter großen Schwierigkeiten erreichte sie es, daß auf dem Friedhof in Freienwalde ein Gedenkstein errichtet werden konnte. In Gegenwart zahlreicher deutscher Freienwalder und unter starker Anteilnahme der polnischen Bevölkerung wurde der Gedenkstein am Karfreitag 1992 eingeweiht. Der Gedenkstein trägt die deutsche Inschrift:
Wir sind alle Kinder Gottes - Unseren Verstorbenen zum Gedenken - Freienwalde 1991 Chociwel
7. Literatur
a) Periodika
Stapel Ottfried / Müller, Hildegard „Freienwalder Heimat-Kunde. Rund um den Staritzsee", Nr. l u. 2, Goslar, 1948-49
Stapel, Ottfried „Saatziger Heimatkunde. Familien- und Mitteilungsblatt für die Vertriebenen des Kreises Saatzig", Nr. l -12, Goslar 1952-53
„Saatziger Nachrichten. Ein kostenfreies Familien- und Mitteilungsblatt für die Mitglieder der Vereinigung der Heimatfreunde des Kreises Saatzig", Hrsg.: HK Saatzig, Lübeck, ab Nr. l, März 1964
„Unsere Heimat der Landkreis Saatzig" Heimatbrief (zu Weihnachten), jährlich, Hrsg.: HKA Saatzig, seit 1975
b) Kreis-Heimatbücher / Bildbände
Stapel, Ottfried „Kreisfibel für Saatzig und Kreisstadt Stargard/Pom.", in Ergänzungsfolgen, Lübeck, 1963/1964, ohne Seitenbezeichnung,
Schulz, Paul (Hrsg.) „Der Kreis Saatzig und die kreisfreie Stadt Stargard. Ein Pommersches Heimatbuch", Leer, 1984, 448 Seiten.
Stapel, Ottfried „Unvergeßliche Heimat. Stadt Stargard und Kreis Saatzig im Bild", Teile l und 2, Hamburg, 1956/57, ohne Seitenbezeichnung.
c) Einzelne Orte / Einzelthemen
Schulz, Paul „Heimatkreis Saatzig/Pommem - Kreis Ostholstein. 30 Jahre Patenschaft. Eine Dokumentationm. 1959 - 1989", Flensburg, 1989, 40 Seiten.
Berendt, Hermann „Freienwalde in Pommern. Seine historische Entwicklung", Berlin, O.J., 15 Seiten.
Krahmer, Ernst (Hrsg.) „650 Jahre Jacobshagen, Kreis Saatzig / Pommern. 1336 -1986. Eine Erinnerung", Hamburg, 1986, 88 Seiten.
„Insko (Nörenberg, Kr. Saatzig). Gemeindeentwicklung am Beispiel einer polnischen Kleinstadt im ländlichen Raum", Hrsg.: Universität Dortmund, Fachbereich Raumplanung, Projekt F 07, (1990), 195 Seiten.
Becker, R. „Treptower Dorfbuch", (Kr. Saatzig) Speyer, 1955,168 Seiten.
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